Gerne verrate ich: IT-Strategie ist meine geheime Passion. Als Angestellter in der IT-Branche mit ambivalentem Hintergrund (Volljurist, der als Softwareentwickler, -architekt und IT-Berater tätig war und jetzt als Systems Engineer eine 100%ig passende Schnittstellenposition besetzt) reflektiere ich seit Beginn meiner Tätigkeit in der IT die Motivationen hinter unternehmerischen Entscheidungen mit unmittelbaren Einfluss auf die IT.
Immer wieder stoße ich auf die Frage (oder – schlimmer – werde gestoßen) welche IT-Strategie zu konkreten Handlungen oder Handlungsanweisungen in Unternehmen führt.
Die häufig wiederkehrenden Beispiele für konzeptionslosen, von keiner Strategie getragenen Aktionismus sind Legion:
- um Kosten zu reduzieren, wird die Softwareentwicklung der zentralen Transaktions- und Bestandsanwendungen “outgesourced”;
- Vertriebsmitarbeiter eines externen Softwareunternehmens bieten die neueste Version ihres Produkts an – das Management lässt daraufhin prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, dieses einzusetzen (anstelle eine Software dann zu evaluieren, wenn sie benötigt wird);
- das von allen Mitarbeitern eingesetzte Helpdesksystem wird fachlich einem externen Mitarbeiter überantwortet; als dieser das Unternehmen verlässt, bleibt die Position vakant und wird einem Programmierer übertragen, der das System auch noch gleich warten soll;
- die technologisch kompetentesten Mitarbeiter aus der Softwareentwicklung müssen die Systeme selbst betreuen, weil kein Maintenance-Konzept vorliegt und Software nicht so entworfen wird, dass sie von Mitarbeitern ohne Programmierkenntnisse gewartet werden kann.
- für Softwareentwickler/Techniker ist kein Karrierekonzept vorhanden – sie können lediglich ins Management wechseln, um sich finanziell zu verbessern oder ihren Verantwortungsbereich zu vergrößern – dies führt dazu, dass sie entweder das Unternehmen verlassen oder sich “arrangieren” i.S.v. innerlich kündigen;
- Jungmanager werden ohne Assessment ausgewählt; am Beginn ihrer Karriere steht ihnen niemand zur Seite, der sie einarbeiten könnte; anstelle Mitarbeiter zu führen, verwalten sie diese und wundern sich, dass der Spaß an der Arbeit abnimmt und sich die Arbeitsergebnisse verschlechtern;
- ohne Rücksprache mit dem Entwicklungsteam wird versucht, die Qualität der Softwareprodukte zu messen, die verwendete Methodik berücksichtigt weder den Kundennutzen noch die Arbeitsweise des Teams.
All dies sind gute Beispiele, die sofort die Frage aufkommen lassen, was IT-Strategie ist und welche IT-Strategie ein Unternehmen hat. Die Antwort darauf findet sich in Teil 2.
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