Zu einer Diskussion mit F.H.: Meine Klage, was eigentlich von mir "übrigbliebe", wenn ich über Nacht stürbe? Wofür ich retrospektiv also meine Zeit aufgebracht hätte? Die Auffassung, die dahinterliegt, zielt ja darauf ab, "etwas" zu hinterlassen, dieses "etwas" wäre dann das Ergebnis der überwiegenden Lebenstätigkeit. In meinem Fall verwende ich den Großteil meiner Zeit mit dem Erwerb des Lebensunterhalts, von dem der Großteil wieder in die Immobilienfinanzierung fließt.
Die erschreckende Antwort wäre also, ich verwendete mein Leben, um ein eher schäbiges Haus in einer wenig liebenswerten Stadt zu bezahlen*. Hier äußerte ich die Meinung, dies wäre doch erbärmlich, wozu F. mir beipflichtete.
Fragte man sich jetzt, weshalb das erbärmlich wäre, käme man leicht darauf, dass in meinem Wertgefüge ein Haus weit weg von allem Wert ist.
Selbst wenn es ein schönes Haus wäre, würde mir der Satz – "sein Leben widmete er ganz dem Erwerb eines schönen Hauses" widersinnig erscheinen. Ohne eine detaillierte Wertskala ausarbeiten zu können, meine ich aber, dass Sätze wie "sein Leben widmete er dem technischen Fortschritt [oder der Menschheit oder der Kunst etc.]" viel sinnvoller sind, wobei die dahinterliegenden Kategorien wieder nah an diejenigen heranreichen, die den Schelerschen Typen zugrundeliegen dürften.
Mir ist schon bewusst, dass es nicht wenige gibt, die sich damit zufrieden geben, wenn über sie gesagt würde "hat sein Leben dafür verwendet, gut zu essen und zu trinken und einmal im Jahr eine größere Reise zu unternehmen", oder "er widmete sein Leben dem Erwerb von gebrauchten Automobilen, Mobiltelephonen, Fernsehern und Einrichtungsgegenständen" etc. etc.
Hier liegt ganz deutlich eine Wertdifferenz vor (eher: eine Wertdissonanz): dieser Wert des Dahinlebens ist mir fragwürdig, anderen aber nicht. Andere mögen mir indes beipflichten, wenn ich sie fragte, ob es denn nicht besser wäre, sein Leben z.B. "der Wissenschaft" zu widmen. Sie würden dies nur nicht auf sich beziehen und Gründe dafür anführen, weshalb dies für ihr Leben nicht gelten könne.
Beginne ich aber, darüber nachzudenken, muss ich auch beginnen, für mein Leben zu folgern. Und eines stelle ich gerade fest: Dieses Haus ist es nicht wert, sich derart versklaven zu lassen, wie es bei mir allein dadurch der Fall ist, dass ich in diesem inhaltlich weitgehend submediokrem Umfeld bewege.
Bewege – nicht bewegen muss.
*Wenn ich allein vergleiche, wie wenig Zeit für die Kinder übrigbleibt!
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